Inzwischen hat fast jede Branche Schwierigkeiten qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Besonders schwer hat es die Zahnmedizin: Etwa ein Drittel der Ausbildungen zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) werden laut der Landeszahnärztekammer Hessen nicht abgeschlossen und offene Stellen bleiben lange unbesetzt. Doch was können Inhaber von Zahnarztpraxen und Dentallaboren tun, um motivierte Mitarbeiter zu gewinnen und diese zu halten? Ein Stichwort ist Employer Branding im Gesundheitswesen. Was sich dahinter verbirgt und wie es die Mitarbeiterzufriedenheit steigert, lesen Sie hier.
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Einer Untersuchung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) zufolge suchte bereits zwischen 2019 und 2020 jede zweite Zahnarztpraxis aktiv nach Mitarbeitern. Ein Problem, das sich in Zukunft weiter verschärft. Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zeigt diese Entwicklung in konkreten Zahlen auf: Bis 2035 werden über 1,8 Millionen Stellen im Gesundheitswesen offen bleiben.
Dabei sind in der Medizin die zwischenmenschlichen Beziehungen so wichtig. Wechsel in Zahnarztpraxen häufig die Ansprechpartner kann dies das Vertrauen der Patienten negativ beeinflussen. Es liegt also im Interesse eines Praxisinhabers, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und engagierte Angestellte langfristig zu halten. Dies wirkt sich nämlich nicht nur positiv auf das Wohlbefinden im Praxisteam aus, sondern auch auf die Patientenzufriedenheit und damit den wirtschaftlichen Erfolg der Praxis.
Employer Branding bedeutet, eine Arbeitgebermarke aufzubauen. Eine solche Marke steht für das Bild, das Beschäftigte, Bewerber und Außenstehende von einer Firma oder einer Zahnarztpraxis als Arbeitgeber haben.
Viele Leute denken bei Employer Branding nur an große Konzerne. Aber es ist gerade für kleinere Praxen und Dentallabore wichtig. Denn im Gegensatz zu Konzernen sind sie weniger bekannt und deshalb besonders auf einen guten Ruf als Arbeitgeber angewiesen.
Employer Branding entsteht nicht durch teure Kampagnen oder viel Werbung. Auch ein branchenübliches Gehalt reicht nicht aus. Vielmehr spielen diese Aspekte wie offene Kommunikation und Werte eine wichtige Rolle, um für Fachkräften als attraktive Arbeitgebermarke wahrgenommen zu werden.
Vor allem in kleinen Dentalpraxen geben Geschäftsführer und Inhaber oft die Richtung vor. Der wichtigste Schritt hin zu einer attraktiven Arbeitgebermarke ist es den Fokus von der Person auf die Praxis zu verlagern. Definieren Sie – falls Sie wünschen auch gemeinsam mit Ihrem Team - Werte, die man in der Praxis lebt und die Ihre Praxis vermitteln soll. So schaffen Sie eine Unternehmenskultur mit Werten, welche das gesamte Team vertritt.
Diese Werte können zwischenmenschliche Aspekte, wie offene Kommunikation und gegenseitige Förderung umfassen. Es können aber auch Punkte wie Nachhaltigkeit sein.
Häufig bedeutet Mitarbeitergewinnung in Zahnarztpraxen bis heute: Nachfrage im Bekanntenkreis und persönliche Empfehlung. Um Fachkräfte zu gewinnen, ist das Recruiting über Kontakte ein guter Weg. Dieser ist aber meist nicht mehr ausreichend. Diese Möglichkeiten haben Sie (zudem), um an die besten Talente zu kommen:
Markenbotschafter: Mitarbeiter, die ihren Job lieben, sprechen gern darüber – mit Freunden, in sozialen Netzwerken oder mit Patienten. Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter zusätzlich, indem Sie Empfehlungsprogramme etablieren.
Nah an der Zielgruppe: Junge Leute suchen online oder in sozialen Medien nach Jobs. Daher spielt der Online-Auftritt eine große Rolle. Eine Karriereseite auf der Praxis-Website, kurze Einblicke auf Instagram oder Interviews auf LinkedIn können potenziellen Bewerbern zeigen, wie der Alltag in Ihrer Praxis aussieht.
Bewertungsportale: Hier bekommen Bewerber einen Einblick, wie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter ihren Job bewerten. Da ein Jobwechsel immer mit Risiko verbunden ist, sind diese Einblicke für viele Bewerber wichtig.
Benefits kommunizieren: Was unterscheidet Ihre Praxis von anderen Arbeitgebern? Heben Sie Ihre Alleinstellungsmerkmale heraus. Kommunizieren Sie deutlich Ihre Vorteile, wie Bonusprogramme, übertarifliche Bezahlung, Urlaubstage, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Boni.
Ein professioneller und reibungsloser Bewerbungsprozess ist entscheidend, um Fachkräfte zu überzeugen. Die neuen Mitarbeitenden einzuarbeiten (Onboarding) ist die entscheidende Phase, um die gewonnenen Talente auch zu halten. Fast ein Drittel aller Mitarbeitenden haben schon einmal in der Probezeit gekündigt. Die Gründe reichen von fehlender Einarbeitung über mangelnde Integration bis zu unklaren Erwartungen. Auch in kleinen Praxen ist daher eine gute Einarbeitung mit festen Ansprechpartnern, klaren Abläufen und regelmäßigem Austausch wichtig, damit sich neue Mitarbeitende wohlfühlen.
Tipp: Kleine Gesten, wie ein gemeinsames Team-Mittagessen am ersten Arbeitstag und eine persönliche Begrüßung mit einer kleinen Aufmerksamkeit, machen für neue Mitarbeiter einen wichtigen Unterschied.
Anders als viele denken, ist das Gehalt alleine nicht für alle der Motivator, der die Zufriedenheit von Angestellten zu erhöht. Viel mehr sind weitere Punkte entscheidend, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und langfristig zu erhalten.
Wertschätzung und Respekt: Ein ehrliches Dankeschön, ein offenes Ohr oder kleine Gesten im Alltag zeigen, dass Sie Ihr Team sehen und ernst nehmen.
Positives Arbeitsumfeld: Innovative Technik, ergonomische Arbeitsplätze, gemütliche Pausenräume und eine optisch schöne Praxis können den entscheidenden Unterschied bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers ausmachen und sorgen dafür, dass Menschen gerne zur Arbeit gehen.
Zuverlässigkeit: Sie erwarten Zuverlässigkeit? Dann müssen Sie diese auch mit klaren Dienstplänen, eingehaltenen Pausenzeiten und pünktlichem Feierabend vorleben.
Transparenz: Wenn das Team versteht, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden, fördert das Vertrauen. Sprechen Sie offen und schaffen Sie so Mitverantwortung.
Karrierepfade: Wer das Gefühl hat, sich weiterentwickeln zu können, arbeitet oft engagierter. Regelmäßige Gespräche helfen, individuelle Wünsche frühzeitig zu erkennen. Klare Entwicklungspfade, Fortbildungen für Zahnärzte und ZFAs tragen dazu bei, dass Angestellte langfristig bleiben und motivierter arbeiten.
Social Media Präsenz: Wer die eigene Praxis authentisch zeigt – z. B. mit kurzen Einblicken ins Team, Praxisalltag oder Teamevents – wird für Bewerberinnen und Bewerber sichtbar. Und: Es macht Mitarbeitende oft stolz, Teil davon zu sein.
Konstruktives Feedback: Regelmäßige Mitarbeitergespräche helfen, Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen, Entwicklung zu begleiten und Missverständnisse zu vermeiden.
Work-Life-Balance: Flexible Arbeitszeitmodelle, verlässliche Dienstpläne und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung unterstützen die Lebensqualität und die Gesundheit von Mitarbeitenden. Eine aktuelle Studie des Job-Netzwerks Xing zeigt: Vor allem für junge Fachkräfte ist diese Ausgeglichenheit zwischen Arbeit und Freizeit sehr wichtig.
Benefits: Zuschüsse für den ÖPNV, Fortbildungen oder Gesundheitsangebote wie Physiotherapie oder Vorsorgechecks sind konkrete Zeichen der Wertschätzung.
Events: Gemeinsame Aktivitäten wirken sich positiv auf das Arbeitsklima aus. Es ermöglicht Kollegen besser kennenzulernen und stärkt den Zusammenhalt – auch außerhalb des Behandlungszimmers. Wer sich mit seinem Team verbunden fühlt, bleibt häufig länger bei einem Arbeitgeber.
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